Psychische Symptome bei Stress und Trauma

Nach einer länger andauernden schwierigen Lebensphase oder einem besonders belastenden Ereignis (z.B. einem Unfall, einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder einer Verlusterfahrung wie einer Trennung oder dem Tod eines geliebten Menschen) stellen Menschen sehr oft eine starke Veränderung ihres Verhaltens und Erlebens bei sich fest.

So zeigen sich Symptome wie Schlafstörungen, massive körperliche Unruhe, geringe psychische Belastbarkeit, Weinerlichkeit, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Antriebslosigkeit, sexuelles Desinteresse, Unfähigkeit zu Freude oder Humor, ungeduldiges oder sogar aggressives Verhalten sowie eine allgemeine depressive Stimmungslage. Manche beschreiben ihre Wahrnehmungen als ob die Farben der Umgebung blasser wären, alles erscheine nur mehr grau in grau. Aktivitäten, die ihnen früher Spaß gemacht haben, verlieren ihre Attraktivität, alles wirkt viel lauter, anstrengender und unbefriedigender als gewohnt. Die positive emotionale Ansprechbarkeit ist kaum gegeben, als wäre ein undurchdringlicher Schleier zwischen ihnen und ihrer Umgebung.

Sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Bezugspersonen ist diese Veränderung sehr belastend und kaum verständlich. Sehr oft sagen sie von sich: „Ich bin nicht mehr dieselbe/derselbe!“. Auch Angehörige „erkennen“ ihre Mutter, ihren Vater, ihren Partner, ihre Partnerin nicht wieder.

Noch schwieriger wird es, wenn Symptome wie massive und unkontrollierbare Ängste in bestimmten Situationen (z.B. im Aufzug, in größeren Menschenansammlungen) auftreten oder Panikattacken (mit Schweißausbrüchen, Zittern und Atemnot) die Personen scheinbar aus dem Nichts überfallen.

Als besonders bedrohlich wird das unvermutete „Wiedererleben“ des traumatischen Ereignisses mit den damit verbundenen Bildern, Gerüchen und/oder Körperwahrnehmungen in bestimmten Situationen („Flashback“) wahrgenommen. Da kommt dann rasch die Sorge: „Jetzt werd‘ ich verrückt!“.

In der psychologischen Behandlung können die erlebten Veränderungen und angstauslösenden Symptome ausführlich beschrieben und besprochen werden. Ein wesentliches Element der psychologischen Behandlung ist die sogenannte „Psychoedukation“. In dieser wird den Patientinnen und Patienten wissenschaftlich fundiertes Wissen zu psychischen Symptomen und Erkrankungen in für Laien verständlicher Form vermittelt. Den Betroffenen wird erklärt, wodurch die wahrgenommenen Symptome ausgelöst werden und wie sie behandelt werden können. So können Fehlinterpretationen korrigiert und Ängste reduziert werden, was als sehr entlastend wahrgenommen wird. Auch für Angehörige kann Psychoedukation hilfreich sein, um ein besseres Verständnis für die Veränderungen zu ermöglichen und das Zusammenleben zu erleichtern.

Besonders im Zusammenhang mit intensiven Stressreaktionen bei Traumafolgestörungen (z.B. einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“) ist Psychoedukation unverzichtbar. Denn diese lösen diverse belastende psychische Symptome und unverständliche Verhaltensweisen aus. Das führt bei den Betroffenen zu weiterer Unsicherheit, Hilflosigkeit und Angst.

Wie entstehen nun diese Symptome?

Ein belastendes Ereignis bewirkt bei der betroffenen Person im Gehirn eine Stressreaktion. Diese dient eigentlich dazu, den „Kampf- oder Fluchtreflex“ auszulösen, damit die Person die Gefahrensituation beenden kann. Gelingt dieses, kommt es meist rasch zum „Cool down“, d.h. zur Abkühlung des körperlichen Alarmsystems, der Stresspegel sinkt wieder auf Normalniveau.

Treten nun aber mehrere belastende Ereignisse rasch hintereinander auf oder ist das Ereignis so bedrohlich, dass keine anderen akzeptablen Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann der „Cool down“- Prozess nicht eingeleitet werden. Dadurch steigt der Stresspegel immer höher. Dieser verursacht dann die unterschiedlichen körperlichen und psychischen Veränderungen.

So wird z.B. die Konzentrations- und Merkfähigkeit durch andauernden Stress oder eine depressive Symptomatik stark beeinträchtigt. Ist die psychische Stabilität wieder hergestellt, ist auch die kognitive (geistige) Leistungsfähigkeit wieder zurück. Die Personen werden also nicht „dement“, wie sie oft fürchten. Allein diese Information im Rahmen der Psychoedukation bedeutet für die Betroffenen in der Regel schon eine große Entlastung.

Existenzbedrohende Ereignisse mit einem hohen Ausmaß an erlebter Hilflosigkeit bewirken Hochstress (auch „toxischer“ - also „giftiger“ – Stress bezeichnet) bei der betroffenen Person, was zu einer massiven Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol im Gehirn führt. Dadurch wird die Verarbeitung des Ereignisses in höheren Hirnregionen blockiert, die Verarbeitung bleibt im wahrsten Sinne des Wortes in den „sprachlosen und instinktgesteuerten“ Regionen des Gehirns stecken. Das Ereignis kann dann nicht als abgeschlossen in den Lebenslauf integriert werden, der Körper hängt sozusagen im Hochstress fest.

Reize, die das Gehirn in Verbindung mit dem traumatischen Ereignis gespeichert hat (wie Quietschen von Bremsen, Signalhorn der Rettung, Krankenhausgeruch u.v.m.) lösen sofort wieder Alarm im Gehirn aus und bewirken oft das oben beschriebene „Flashback“, d.h. das Wiedererleben der traumatischen Situation mit allen intensiven Emotionen. Diese Symptome werden so intensiv erlebt, dass sie wie Halluzinationen erscheinen können. Besonders schlimm ist der erlebte Kontrollverlust über den Körper. Psychoedukation über das Entstehen und die Behandelbarkeit der Symptome ist hier unverzichtbar. So kann die damit verbundene Angst deutlich reduziert werden.

Im Rahmen einer traumatherapeutisch ausgerichteten psychologischen Behandlung (z.B. EMDR) wird dann die Verarbeitung des traumatischen Ereignisses nachträglich in die Wege geleitet, wodurch die Symptome zurückgehen und in den meisten Fällen ganz verschwinden.

Mag.a Margit Gorgi

Klinische und Gesundheitspsychologin

Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs

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