Herzinsuffizienz und Depression

Herzinsuffizienz und Depression

Bei einer Herzinsuffizienz (auch Herzschwäche) ist das Herz aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der Lage den Körper mit ausreichend Blut und somit Sauerstoff zu versorgen. Dies kann in diversen typischen Symptomen wie Atemnot, Knöchelödemen, schnelle Ermüdbarkeit, aber auch kognitiven Defiziten resultieren. Das Ausmaß der Symptome muss allerdings nicht unbedingt mit der messbaren Pumpleistung des Herzens übereinstimmen.

Europaweit sind ca. 15 Millionen Menschen von Herzinsuffizienz betroffen. In Österreich schätzt man etwa 100.000 Erkrankte. Diese Anzahl wird aufgrund höherer Lebenserwartung und verbesserter Überlebensrate nach Herzinfarkt wohl weiter ansteigen.

Körperliche Einschränkungen aufgrund einer Herzinsuffizienz können die Lebensqualität und Stimmung deutlich beeinträchtigen und begünstigen somit auch das Auftreten einer depressiven Erkrankung.

Depression – Auftreten und Merkmale

Auch bei Depressionen handelt es sich um keine seltene Erkrankung. Im Lauf eines Jahres erkranken Schätzungen zu folge etwa 8-10 % der Bevölkerung an einer depressiven Störung. Bei der Depression handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch Stimmungsveränderungen (z.B. Trauergefühle, Hoffnungslosigkeit etc…) und Veränderungen im Aktivitätsniveau (Freud- und Lustlosigkeit in Bezug auf sonst positiv besetzte Tätigkeiten). Häufig treten zudem unter anderem Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Appetitveränderungen, Unruhgefühle, vermehrte Reizbarkeit, sowie Energiemangel auf. Um eine Diagnose zu rechtfertigen sollten die Symptome für einen Zeitraum von ca. 2 Wochen anhalten. Depressionen bestehen in unterschiedlichen Ausprägungsgraden, im Diagnoseprozess muss auch immer die aktuelle Lebenssituation des Betroffenen mitbedacht werden (z.B. ob eine akute schwere Belastungssituation vorliegt).

Ähnlichkeiten im Erscheinungsbild

Wie Sie aus den oberen Absätzen erkennen können ergeben sich in den Symptomen durchaus Überschneidungen zwischen Herzinsuffizienz und Depression. Häufig geäußerte Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen kommen bei beiden Krankheitsbildern vor. Um die Unterscheidung zu erleichtern können folgende einfache Fragen zu den Kernsymptomen einer Depression hilfreich sein (angelehnt an den PHQ-2, einem Screeningverfahren zur Depressionsdiagnostik):

  • Stimmungsveränderung: „Fühlten Sie sich in den letzten 2 Wochen häufig niedergeschlagen, bedrückt, traurig, oder hoffnungslos?“
  • Interesse- und Freudlosigkeit: „Bestand in den letzten 2 Wochen deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?“

Dennoch werden bei herzkranken Patienten Depressionen oft nicht erkannt. Dabei treten depressive Veränderungen bei herzinsuffizienten Personen in etwa 20 % der Fälle und somit überdurchschnittlich häufig auf. Das Ausmaß der Depression nimmt dabei typischerweise mit dem Schweregrad der Einschränkung durch die Herzinsuffizienz zu.

Zusammenhänge zwischen Depression und Herzinsuffizienz

Depressionen wirken sich – unabhängig von anderen Faktoren – negativ auf die Prognose der Herzerkrankung aus. So kommt es z.B. bei an Herzschwäche erkrankten Menschen ohne Depression zu signifikant weniger Krankenhausaufenthalten, als wenn beide Erkrankungen vorliegen.

Auf den ersten Blick ist es natürlich naheliegend, die Depression nur als Folge der Herzerkrankung zu interpretieren. Tatsächlich besteht aber ein komplexeres Zusammenspiel verschiedener physiologischer und psychischer Faktoren.

… auf physischer

Bei Personen mit depressiver Erkrankung lassen sich beispielsweise langanhaltende Erregungszustände im Sympathikus (dem leistungssteigernden Teil des Nervensystems), sowie erhöhte Spiegel von Stresshormonen nachweisen.  Daraus entstehende Veränderungen in der Herzfrequenz und der Blutdruckregulation wirken sich anschließend negativ auf das Gefäßsystem und das Herz aus. Es werden allerdings noch eine Reihe weiterer, ähnlicher Prozesse angenommen, welche z.B. Gerinnungsanomalien oder Herzrhythmusstörungen begünstigen und ebenfalls mit Depression assoziiert sind. Das Risiko erhöht sich zusätzlich, da die oben genannte Steigerung der Sympathikusaktivität auch bei der Herzinsuffizienz selbst beobachtet wird. Genau im Bereich dieser Überaktivierung setzen übrigens auch viele Medikamente an, die zur Behandlung von Herzschwäche eingesetzt werden.   

…und psychischer Ebene

Gerade bei Herzinsuffizienz stellt die regelmäßige Einnahme der „herzstärkenden“ Medikamente einen der wichtigsten Faktoren zur Prognoseverbesserung dar. Von Depressionen betroffene Menschen neigen dazu Medikamente unregelmäßiger einzunehmen, was sich in diesem Fall wiederum negativ auf die Herzgesundheit auswirkt. Weiter kann die mit der Depression oft einhergehende Antriebslosigkeit zu körperlicher Inaktivität führen. Dadurch wird die ohnehin schon geschwächte körperlicher Konstitution weiter gemindert. Darüber hinaus neigen depressive Menschen zu ungünstigen Ernährungsweisen und sind seltener Nichtraucher.

Therapiemöglichkeiten

Um depressive Symptome bei einer Herzinsuffizienz zu behandeln dürfte eine Kombination aus angepasstem körperlichem Training und psychosozialer Unterstützung (z.B. Psychotherapie, regelmäßige Betreuung durch geschultes Pflegepersonal) die beste Wirkung erzielen. Jede Maßnahme einzeln wirkt auch besser als Antidepressiva alleine. Diese können in Einzelfällen durchaus sinnvoll sein. In den bisherigen Studien zeigen Antidepressiva bei Herzschwäche im Vergleich zu Placebos allerdings keine positiven Auswirkungen auf die depressive Symptomatik.

Mag. Andreas Fuka

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