04.07.2022

Patientengeschichte – Interview mit Iris Lang

 

Patientengeschichte – Interview mit Iris Lang

Frühling 2022 - Iris Lang verbrachte bereits ihre zweite Rehabilitation bei uns im Haus. Der erste Aufenthalt war nach zwei schweren Herz-Operationen. Wie wichtig beide Rehas für sie waren, erfahren Sie im persönlichen Gespräch.

Iris Lang, Sie verbringen gerade Ihre Rehabilitation im Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs. Was ist der Grund für Ihre Reha?

Ich habe 2020 zwei Herz-Operationen gehabt. Ich war nach den OPs schon auf Reha in Groß Gerungs und bin froh, dass ich heuer wieder hier sein darf.

Was war der Grund für die Herz-Operationen?

Meine gesundheitliche Situation hat sich binnen einem Jahr akut verschlechtert. Ich habe unter Atemnot und unter - ich würde es Panikattacken nennen - gelitten. Ich habe damals noch geraucht und das habe ich körperlich absolut nicht mehr vertragen. Es ist mir immer schlechter gegangen und ich habe gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Anfangs sind die Symptome nicht mit einer Herzerkrankung in Verbindung gebracht geworden.

Da ich mit 7 Jahren eine starke Lungenentzündung gehabt habe, gehe ich alle paar Jahre zum Internisten. Erst bei dieser Untersuchung ist meine Herzerkrankung festgestellt worden. Meine Aortenklappe war von Geburt an 2-zipfelig statt 3-zipfelig und durch eine Entzündung zunehmend verengt. Plötzlich war meine Situation akut, der OP-Termin wurde innerhalb weniger Wochen angesetzt.

Bei meiner ersten OP habe ich eine mechanische Herzklappe aus Carbon eingesetzt bekommen, weil die in der Regel viele Jahrzehnte lang hält. Leider wurde die mechanische Herzklappe wenige Tage nach der OP undicht und ein Herzkranzgefäß hat sich durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Deshalb war innerhalb von einer Woche ein zweiter Eingriff notwendig. Bei der zweiten OP hat ein Stück von meiner Aorta getauscht werden müssen, ich habe einen Koronarbypass und eine biologische Herzklappe (Herzbeutelgewebe von einem Kalb) eingesetzt bekommen. Die zweite OP hat über 9 Stunden gedauert.

Das waren zwei massive Eingriffe innerhalb kürzester Zeit. Wie ist es Ihnen gegangen?

Es war eine sehr schwere und emotionale Zeit für meine Familie und mich. Ich habe zwei Kinder. Aufgrund von Corona habe ich meine Kinder im Krankenhaus nicht sehen können. Für die Kinder war die Distanz sehr schwer. Mit ein Grund warum ich damals nicht auf Reha fahren wollte.

Was hat Sie umgestimmt?

Mein Chef hat zu mir gesagt: „Du fährst auf Reha, da diskutieren wir nicht darüber.“ Er hat mir Ihr Haus empfohlen, weil sein Vater hier war. Ich habe zugestimmt und war 2020 das erste Mal hier.

Wie war die erste Reha für Sie?

Die erste Reha war für meinen Körper sehr wichtig. Ich habe vor der Operation sportlich nichts mehr machen können, weil es mir nicht gut gegangen ist, und nach der OP habe ich nicht gewusst, inwieweit ich mich körperlich belasten darf. Es war wichtig, dass ich das Vertrauen zu meinem Körper wieder aufbaue. Und, nach diesem Aufenthalt und dieser Erfahrung ist es mir wichtig, dass ich regelmäßig auf Reha fahre um mich „durchchecken“ zu lassen. Mein Alltag ist sehr turbulent. Umso wichtiger ist es für mich, dass ich regelmäßig hierherkomme, um mich wieder daran zu erinnern, worauf ich achten muss.

Was haben Sie sich speziell von der zweiten Reha erwartet?

Bei meiner zweiten Reha möchte ich an meiner mentalen Gesundheit arbeiten. Ich habe damals nach der OP und nach der ersten Reha funktioniert und habe einfach weitergemacht. Erst im Nachhinein sind bei mir die Emotionen und Bilder hochgekommen. Ich bin in ein massives Loch gefallen. Angefangen hat es mit Panikattacken und Todesangst. Ich habe jede Nacht beim Einschlafen daran gedacht, dass ich nicht mehr aufwache. Meine Tochter hat einmal zu mir gesagt: „Ich bin so froh, dass du noch da bist.“ Ich denke nun viel über das Geschehene nach und verarbeite alles. Ich habe dann für mich selbst einen guten Zugang gefunden, wie ich meine mentale Gesundheit verbessere und mich von Attacken löse.

Wie hilft Ihnen das psychologische Therapieangebot hier auf Reha dabei?

Ich fühle mich sehr wohl bei den psychologischen Einzelgesprächen. Der Psychologe hilft mir sehr, ich fühle mich verstanden und ernst genommen. Vor allem die psychologische Traumabehandlung hilft mir enorm. Ich mache auch beim Entspannungstraining mit. Ich lerne hier, wie ich noch besser an meiner mentalen Gesundheit arbeiten kann.

Wie ist die medizinische Betreuung, fühlen Sie sich bei den ärztlichen Gesprächen gut aufgehoben?

Ja, ich fühle mich sehr wohl. Ich habe mich besonders darüber gefreut, dass mich mein Arzt noch von der ersten Reha gekannt hat. Generell haben mich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder erkannt. Zudem möchte ich betonten, dass ich mich mit meinem jungen Alter sehr wohl im Haus fühle. Als junger Mensch habe ich nicht so oft die Möglichkeit, mich im Freundeskreis mit anderen Herz-Patienten auszutauschen. Hier finde ich Gesprächspartner, die Ähnliches erlebt haben und mit denen ich darüber reden und mich austauschen kann. Ich habe nie das Gefühl, dass ich hier als junge Frau „fehl am Platz bin“. Das Alter spielt keine Rolle, weder bei den Therapien noch bei den vielen Gesprächen.

Vielen Dank für das wertvolle Feedback!

Wie ist die Ernährungstherapie für Sie?

Ich ernähre mich zuhause sehr gesund, aber man kann immer etwas an seinen Ernährungsgewohnheiten ändern. Hier hole ich mir neue Ideen und ich gebe viele Tipps an meinen Mann weiter.

Welche Bewegungstherapien stehen am Programm?

Alles Mögliche, zum Beispiel Einzelheilgymnastik, Koordinationstraining, Wirbelsäulengymnastik, Therapeutisches Wandern, …

Welche Therapie macht Ihnen am meisten Spaß?

Das Koordinationstraining mit der MFT Disc. Das gelingt mir einfach sehr gut und ich bin begeistert, welchen Effekt das Training auf meinen Körper hat und wie viel es bringt. Und, seit dem Umbau gibt es den neuen Kardio-Fit-Raum. Den finde ich für mein Krafttraining großartig. Generell muss ich sagen, dass seit dem Umbau das Gebäude viel „sortierter“ ist. Ich finde mich noch besser zurecht als bei der ersten Reha.

In welcher Therapie lernen Sie am meisten?

Beim Achtsamkeits- und beim Entspannungstraining. Hier lerne ich, wie ich bewusst „runterfahren“ kann.

Welche Therapien machen Ihnen weniger Freude?

Das Fahrradergometer-Training, das gehört dazu, aber ist wirklich langweilig (lacht).

Wie gefällt Ihnen Ihr Zimmer?

Ich fühle mich sehr wohl, es ist offen, hell und ich habe genügend Platz.

Das Essen ist immer ein großes Thema. Wie schmeckt es Ihnen?

Mir hat bis jetzt alles geschmeckt und ich bin daran gewöhnt, dass das Essen salzarm zubereitet wird. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich nachsalzen muss.

Wie erleben Sie den Service?

Es sind alle sehr, sehr bemüht und sie merken sich sehr gerne die persönlichen Wünsche.

Wie erleben Sie die Corona-Schutzmaßnahmen?

Um ehrlich zu sein, die Schutzmaßnahmen nerven. Es ist teilweise schade, dass man bei den Therapien eingeschränkt ist. Aber, die Maßnahmen sind notwendig und wichtig.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich habe mir vorgenommen, dass ich jeden Tag zusätzlich zum Therapieplan eine halbe Stunde im Hallenbad schwimme und die Hausrunde gehe. Außerdem habe ich meinen „Hula Hoop Reifen“ mitgenommen und ich liebe einfach die Wanderwege ums Haus. Ich genieße den Wald und ich mag die Landschaft mit den Granitsteinen einfach sehr gerne.  

Was raten Sie Menschen, die jetzt auf Herz-Reha fahren?

Ich tue mir schwer, dass ich jemand anderem etwas rate. Ich persönlich habe mir vorher bewusst Gedanken gemacht, was mir für die Reha wichtig ist und was ich erreichen möchte. Es ist mir zum Beispiel wichtig, dass ich die Zeit für mich habe. Hier geht es um meine Gesundheit. Diese Zeit habe ich daheim nicht und deshalb möchte ich den Aufenthalt umso intensiver für mich nutzen.

Warum soll jemand ins Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs auf Reha fahren? Welche drei Besonderheiten würden Sie nennen.

Meine persönlichen Highlights sind der Wald rund ums Haus, die Gespräche mit den Psychologen, Ärzten und Therapeuten und das beste „Mohr im Hemd“ im Café (lacht). Ich fühle mich hier wie zuhause und ich bin immer wieder begeistert, wie aufmerksam hier alle sind.

Möchten Sie abschließend noch etwas sagen?

Ich freue mich, dass ich meine persönliche Geschichte erzählen darf und vielleicht dem einem oder anderem damit helfen kann. Ich bin bei Interesse auch gerne für einen Austausch mit anderen Herz-Patienten offen und erreichbar.

 

Sie möchten mit Frau Lang Kontakt aufnehmen? Bei Interesse ist eine Kontaktaufnahme mit dem Betreff „Interview mit Iris Lang“ über marketing@herz-kreislauf.at möglich.

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